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mit:
siglinde horvat
cornelia brugger
peter niederegger
rudy irenberger
josef mairginter
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Eine FARCE
von DARIO FO
Regie: hans strobl |
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Originaltitel: Non si paga! Non si paga!
Uraufführung: 3. Oktober 1974, Mailand, Palazzina Liberty.
Deutsche Erstaufführung: 25. November 1976,
Frankfurt/M., Kammerspiele (Regie: Arturo Corso).
Aufführungen - Spielorte |
Freitag, 12. November 1999 |
Bruneck |
Kolpinghaus |
Dienstag, 16. November 1999 |
Bruneck |
Kolpinghaus |
Mittwoch, 17. November 1999 |
Bruneck |
Kolpinghaus |
Freitag, 19. November 1999 |
Wahlen |
Grundschule |
Sonntag, 21. November 1999 |
Wahlen |
Grundschule |
Mittwoch, 24. November 1999 |
Vintl |
Mittelschule |
Freitag, 26. November 1999 |
Vintl |
Mittelschule |
Beginn jeweils um 20.30 Uhr |
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Kartenvorverkauf
für ALLE Aufführungsorte:
Ab 6. November 1999 in der
Bar Liberty, Bruder-Willram-Straße 17/a, Bruneck, Tel. 0474/411086
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Darsteller |
Antonia |
Siglinde Horvat |
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Margherita |
Cornelia Brugger |
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Giovanni, Arbeiter, Antonias Mann |
Peter Niederegger |
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Luigi, Arbeiter, Margheritas Mann |
Rudy Irenberger |
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Polizist
Carabiniere
Leichenbestatter
Alter, Giovannis Vater |
Josef Mairginter |
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Mitarbeiter |
Regie |
Hans Strobl |
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Bühnenbild |
Alfons Steger |
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Licht |
Jan M. Gasperi |
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Kostüme |
Sieglinde Michaeler
Walter Granuzzo |
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Ton |
Roland Egger |
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Regieassistenz |
Angelika Plank |
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Inspizienz |
Roswitha Bortolon
Monika Gasser |
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Maske |
Margareth Plaickner
Renate Puecher |
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Beleuchtung |
Bruno Zöschg
Hans Hitthaler
Paul Oberlechner |
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Tontechnik |
Stefan Strobl |
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Requisiten |
Anny Bachmann
Erika Lahner
Elsa Oberparleiter |
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Bühnenbau und
Transporte |
Paul Beikircher
Rudolf Beikircher
Mario Bortolon
Franz Durnwalder
Erich Hainz
Alfred Steinwandter |
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Öffentlichkeitsarbeit |
Claudia Antenhofer |
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Programmheft |
Peter Niederegger |
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Foto |
Walter Lahner
Paul Oberlechner |
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Kartenvorverkauf |
Renate Puecher |
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Kassa |
Claudia Antenhofer
Gabi Künig |
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Projektleitung |
Siglinde Horvat
Josef Mairginter
Peter Niederegger |
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Bezahlt wird nicht, das ist so ziemlich der respektloseste Aufruf zum zivilen
Ungehorsam, der mir je untergekommen ist. Schade, daß er so konsequent nur auf dem
Theater realisiert wurde - bisher! Dario Fo's glänzend gebautes Stück ist Farce, Posse,
Komödie und Politklamotte zugleich und mit seinen urkomischen Verwicklungen in
atemberaubendem Tempo kaum zu überbieten.
Worum es geht?
Nur darum, daß irgendwann mal die große Walpurgisnacht unserer wohlfeilen Warenwelt
ausbricht, nämlich dann, wenn wir aufhören, um unseren kleinen Wohlstand zu zittern, und
wenn wir aufhören zu bezahlen, was bald keiner mehr bezahlen kann.
"Es reicht nicht mehr aus, nur zu streiken" sagen die Arbeiter "in
gewisser Weise machst Du den Unternehmern noch einen Gefallen, weil dann die
Ausgleichskasse bezahlen muß, und deshalb mußt Du ihn bei den Waren treffen."
Aufgrund der sprunghaft angestiegenen Lebensmittelpreise plündern Arbeiterfrauen eines
Mailänder Viertels einen Supermarkt, darunter auch Antonia, die ihre jüngere Freundin
Margherita sofort auch mit den "billig eingekauften" Sachen versorgt. Jetzt muß
die Beute erstmal "unauffällig" versteckt werden. Als die Polizei mit
Hausdurchsuchungen beginnt, wird es brenzlig. Margherita versteckt einen Teil ihrer Beute
unter dem Mantel und gibt vor, schwanger zu sein. Als eine Tüte Oliven ausläuft,
behauptet sie, die Fruchtblase sei geplatzt. So erfährt der gerade heimgekehrte Giovanni,
Antonias Ehemann von der "plötzlichen" und anscheinend gefährlichen
Schwangerschaft Margheritas. Er macht sich so seine Gedanken, wie er das seinem Freund
Luigi, der auch noch nichts von der Schwangerschaft seiner Frau weiß, schonend beibringt.
Als Giovanni und Luigi dann Zeugen eines offensichtlichen Schwindels der Unternehmer
werden, erkennen sie, daß die »Enteignung von unten« der einzig richtige Weg ist, den
Unternehmern (»dem Diebstahl von oben«) etwas entgegenzusetzen. Auch sie versuchen nun
zunächst, ihr just erworbenes Diebesgut auf sehr originelle Weise vor ihren Frauen zu
verstecken - und wieder kommt die Polizei dazwischen...
"Die Farce entstand im Sommer 1974. Zu jener Zeit sprach man
von einer unmittelbar bevorstehenden Krise, von zu erwartenden Kämpfen der Arbeiterklasse
gegen die hohen Lebenshaltungskosten, von ganzen Fabriken, die kurzarbeiten gingen. Als
wir diese Komödie schrieben, wollten wir unsere Fantasie bis zum Exzeß spielen lassen.
Wir haben Voraussagen gemacht, die zu jener Zeit als Polit-Fiktion erschienen. Doch dann
hat die Wirklichkeit uns nicht nur kopiert, sondern auch erheblich überholt."
Dario Fo
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Dario
Fo
Debüt als Schauspieler
Fo wurde am 24. März 1926 in San Giano am Lago Maggiore geboren. Sein Vater war
Eisenbahner, seine Mutter Bäuerin. An der Kunstakademie Brera studierte er Malerei und
Architektur. Sein Debüt als Schauspieler hatte er 1952 am Teatro Odeon in Mailand.
Zusammen mit Kollegen spielte er in den kommenden Jahren politisch-satirische Revuen, bis
sich die Gruppe nach einem Aufführungsverbot auflöste. Fo begann, zusammen mit seiner
Frau Franca Rame Stücke zu schreiben, mit der er seit 1954 verheiratet ist. Später
gründete das Paar eine gemeinsame Theatergruppe.
Den internationalen Durchbruch schaffte Fo 1960 mit dem Stück "Die Erzengel
spielen nicht Flipper". Zwei Jahre später übernahm er die Moderation der
Fernsehsendung "Canzonissima", die nach weiteren zwei Jahren wegen ihres
"Skandalprogramms" wieder abgesetzt wurde. Fo durfte nicht mehr im italienischen
Fernsehen auftreten. Dagegen strengte er einen aufsehenerregenden Prozeß an, den er 1974
in letzter Instanz verlor. |
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Ideologische Streitereien
Von 1968 bis 1970 leitete Fo mit Unterstützung der italienischen
Kommunisten die Theaterkooperative "Nuova Scena", die aber an ideologischen
Streitereien zerbrach. Daraufhin gründete er das Theaterkollektiv "La Comune",
das sich schließlich sogar ein festes Haus erkämpfte. Es gelang ihm, ein massenwirksames
Volkstheater zu entwickeln. Er ermutigte dazu, sich außerhalb der Theater-Institutionen
zu bewegen, und auch die Entwicklung freier Theatergruppen im Deutschland der 70er Jahre
ist auf entscheidenden Einfluß Fos zurückzuführen. |
Mehrmals auf offener Bühne verhaftet
Fos Theater propagierte das "Theater der großen Provokation". Immer wieder
wurde er in Prozesse verwickelt, mehrmals sogar auf offener Bühne verhaftet. Mit seinem
politischen und kulturellen Engagement ließ er keine Gelegenheit aus, sich mit dem Staat
und seinen Institutionen und auch dem Vatikan anzulegen. Auch im Ausland stieß Fo auf
Skepsis. 1980 verweigerten die USA ihm die Einreise zu einem Gastspiel, weil er der
Häftlings-Hilfsorganisation "Soccorso Rosso" angehörte.
"Die Stärke Fos liegt darin, daß er Texte schafft, die gleichzeitig amüsieren,
engagieren und Perspektiven vermitteln", heißt es in der Würdigung der Schwedischen
Akademie. Insgesamt schrieb der Dramatiker mehr als 70 Werke, von denen einige aus den
Spielplänen der Theater kaum wegzudenken sind. Hervorzuheben sind neben "Bezahlt wird nicht!" (1974) auch
"Zufälliger Tod eines Anarchisten" (1970), in dem es um eine Reihe
rechtsextremistischer Anschläge geht, für die die Behörden die Anarchisten
verantwortlich machten, oder die Verwechslungskomödie "Hupen, kleine Trompeten und
Fürze" (1981). Fos jüngstes Werk "Der Teufel mit den Titten" wurde im
August in Messina uraufgeführt. Von Sabine Hamacher, Foto: dpa, AP, 10.10.1997 |
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"Wer
bereit ist, aus Liebe zu einigen Quadratmetern Bretterboden und aus Begeisterung für das
Stück Leben, das auf diesen Brettern bestehen kann, alles auf sich zu nehmen und jede
Kleinigkeit und jede Schmutzarbeit mit der gleichen Liebe zu tun, mit der er eine große
Rolle spielt oder eine faszinierende Regie führt - das ist ein Theatermensch."
Jean Louis Barrault
Unser Obmann: Die PUSTERTALER THEATERGEMEINSCHAFT
ist mit ihren Aufführungen "Das vierte Gebot" von Ludwig Anzengruber (1992 -
Regie: Edi Braunhofer) und "Graf Schorschi" von Carl Borro Schwerla (1996 -
Regie: Edi Braunhofer) zu einer richtig großen und kompakten Theaterfamilie geworden.
Verblüffend dabei ist, daß sich das Ensemble auch wahrend der langen Spielpausen nicht
aus den Augen verliert, was vor allem auf die vorbildliche Zusammenarbeit der beiden
Pustertaler Theaterbezirke zurückzuführen ist.
Wir bleiben natürlich auch künftig unserem Vereinsziel treu, in gewissen Abständen die
Pustertaler Amateurschauspieler für aufwendige Theaterproduktionen zu mobilisieren, denen
das Prinzip der Weiterbildung zugrunde liegt und denen der Reiz einer großen
Gemeinschaftsarbeit anhaftet. Wenn aber der Weg das Ziel sein soll, so ist es nur recht
und billig, daß die PTG dann und wann auch kleinere, sprich weniger personalaufwendige
Aufführungen einstreut. So können einerseits die Bedürfnisse der besonders eifrigen
Schauspieler befriedigt werden, andererseits wird auch jenen Theaterleuten eine
Spielmöglichkeit geboten, die aus den verschiedensten Gründen in ihren Heimatvereinen
nicht zu Zuge kommen.
Mit dieser Theaterarbeit haben aber nicht nur die Spieler eine Herausforderung angenommen,
sondern nicht zuletzt auch der Spielleiter. Hans Strobl hat den zweijährigen Lehrgang
für angewandte Theaterpädagogik absolviert und will gemäß der Zielsetzung dieses
Weiterbildungsprogrammes seine Erfahrungen weitervermitteln. Vielleicht ein ernst zu
nehmender Versuch, unsere Theaterpädagogen künftig noch stärker ins Südtiroler
Theatergeschehen mit einzubeziehen.
Josef Mairginter
Gedanken des Regisseurs: Der PUSTERTALER
THEATERGEMEINSCHAFT war ich bei allen bisherigen Produktionen entweder als Spieler oder
Maskenbildner verbunden. Absolut neu allerdings ist diesmal meine Rolle als Spielleiter;
eine Funktion, die mir bei dieser Gruppe einigen Respekt abringt. Aber zu sehr hat mich
die Möglichkeit gereizt, nach theaterpädagogischen Grundsätzen arbeiten zu können, den
Mitwirkenden neue Wege und Zugänge zu den verschiedenen künstlerischen Aufgaben
aufzuzeigen. Dabei geht es mir in erster Linie darum, den Akteuren zu vermitteln, daß sie
ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Beobachtungen, ihr eigenes erlebtes Leben mit seiner ganzen
Phantasie für das Spiel und für ihre Rolle nutzbar machen. Der eigene, ganz persönliche
Weg zur Rolle soll im Vordergrund stehen.
Eine weitere Triebfeder für diese Arbeit war das Stück selbst, das mich durch seine
zeitlose Aktualität angesprochen hat. Dario Fo hat Volksstücke geschrieben, und
Volksstücke sollen gespielt werden, unabhängig von Personalbeschaffenheit und Charakter
einer Spielgruppe. In "Bezahlt wird nicht!" hat der streitbare Autor
tagespolitische Brisanzen in Situationskomik verpackt und ist beim Publikum auf offene
Ohren gestoßen. Wen wundert's: solange es "arm" und "reich" gibt, ist
es einerlei, ob die Handlung in Bruneck, Bozen oder Mailand spielt.
Hans Strobl
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Ein lächerliches Gedankenspiel über UNSERE Beweggründe, Theater zu
SPIELEN
Da mir sichtlich eine gewisse
Unlust entgegenschlägt, über Gewesenes eingehend belehrt zu werden, beschränke ich mich
auf die Bitte, bei folgender Gedankenspielerei mit nur einem Ohr zuzuhören, wogegen Ihr
bei der folgenden Bemerkung ruhig beide benützen könnt. Es ist schon erstaunlich, wie
viele bedeutende Menschen des gehobenen kulturellen Lebens sich einfinden, wenn sie sich
sicher sein dürfen, eine warme Mahlzeit zu erhalten. Klammer zu!
Theater, so heißt es, ist das kleinste
gemeinsame Vielfache, das uns Menschen veranlaßt, so zu sein, wie wir uns gerne hätten
oder aber der größte gemeinsame Teiler, der dem Publikum nicht das zeigt, was es gerne
zu sehen bekommen würde. Weder das Trennende noch das Verbindende dürfte unsere
Triebfeder gewesen sein, ein Stück Weltliteratur mit dem abgelaufenen Titel "Bezahlt
wird nicht!" auf Bühnen in den Tiroler Bergen zu setzen. Ein bedenklicher Vorgang,
wenn man weiß, daß siebenmal im November trotzdem hunderte rechtschaffener Menschen
übermüdet zur Arbeit gekommen sind und mit rotgeränderten, brennenden Augen über die
Aufführung des Vorabends diskutiert haben, die wir in rastloser Arbeit, unter Aufgabe des
Privatlebens nahezu unentgeltlich produziert haben. Die Frage aber, warum wir eigentlich
Theater machen, würde uns bei näherer Beleuchtung in größte Verlegenheit versetzen.
Gehen wir diese Problematik von rückwärts
an und beschäftigen wir uns mit dem Warum aus der Sicht der Betroffenen, der
Schauspieler, der brotlosen Künstler. Ist es pädagogisch vertretbar, die Akteure
zweieinhalb Monate lang auf Geheiß des Regisseurs die Naturelemente Erde, Luft und Wasser
liegend, hockend und eckestehend nachvollziehen zu lassen? Ergibt es einen tieferen Sinn,
turnend, improvisierend, gestikulierend Abend für Abend zu vergeuden? Denken wir nur an
den verschwindend geringen Gehalt der Improvisationszene, bei der sich Rudy bemüßigt
fühlte, angesichts einer italienischen Thematik und eines italienischen Autors ein
Goethe-Gedicht zu rezitieren. Oder an das resolute Gehabe einer Siglinde, die fortwährend
ein neues Lebensmittelentpackungsprogramm zu entwickeln versuchte. Denken wir aber auch an
das schwangere Wehklagen von Cornelia, die sich so bitter über nicht entbundene Oliven
beschwerte, als wäre sie ein Auslaufmodell. Ist die Grenze des guten Geschmacks nicht
längst überschritten, wenn Peter unaufgeklärt den Küchenboden nach überschüssigem
Fruchtwasser untersuchen muß? Und kann jener Umstand je eine Rechtfertigung erfahren,
daß ein formvollendeter Körper eines Peppe durch abusive Luftzufuhr verunstaltet wird?
Welche Logik verbirgt sich dahinter, ein Ensemble Schränke bauen zu lassen, die nicht
funktionieren dürfen, Schauspieler zu entkleiden um sie postwendend wieder anzulegen,
gestandene Frauen zu Raubzügen nach städtischem Hausrat anzustiften und den Ton die
Musik machen zu lassen. Ist es einleuchtend, daß eine stilgerechte italienische
Schlafküche ausgeleuchtet wird nur um sie dann von einem Paket Männern durch die
verschneiten Pustertaler Straßen spazieren führen zu lassen? Erheben all diese Fragen
etwa den Anspruch einer Rechtfertigung für "Bezahlt wird nicht!"? Zumal aus
theaterpädagogischer Sicht der Spielleiter Hans Strobl heißt. Aber wer ist denn
überhaupt dieser Strobl? Ist er der König von St.Pauli, der sich in einem Anflug
patriarchalischer Potenz anmaßt, die Puppen tanzen zu lassen? Die Puppen vielleicht, aber
uns?
Nichtsdestotrotz. Vor den Aufführungen
waren wir nicht ansprechbar, während der Aufführungen nicht erreichbar und nach den
Aufführungen verletzbar. Mit der wohltuenden zeitlichen Distanz von sieben Wochen stellen
wir uns die Frage neu. Welche Erkenntnis ziehen wir aus diesen Erfahrungen? Was ist es,
was uns veranlaßt, Theater zu machen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat es keinen
vernünftigen Grund. Ich fürchte, es macht uns einfach nur Spaß.
Josef Mairginter
22. Jänner 2000 |
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Zuletzt bearbeitet: 22. Februar 2002
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