Eine tiefsinnige Komödie
von Lionel Goldstein Originaltitel: Halpern & Johnson
Deutsch von Ulrike Syha
Wie gut kennt man einen Menschen wirklich?
Halpern ist fassungslos, plötzlich seine Frau als eine ganz andere Frau kennenlernen zu müssen. Wenn es sich bei ihrer Beziehung zu Johnson auch nicht eine sexuelle gehandelt hat, so versteht er die Welt nicht mehr. Nie hat Florence mit ihm über Politik, Kunst, Opern oder Theater gesprochen, nun lernt er über Johnson eine andere Seite seiner Frau kennen. Er machte sich 50 Jahre lang ein völlig falsches Bild von ihr.
Die messerscharfen Dialoge ergründen nicht, sie treffen direkt auf den Punkt. Es wird nicht lange um den Brei geredet. Diese spezielle Schreibart verlangt von den Schauspielern eine lange Auseinandersetzung mit den musikalisch geschriebenen Satzkonstruktionen; letztere analysieren Erkenntnisse und Lebensbedingungen bis hin zur Schmerzgrenze.
Alfred Meschnigg
Lionel Goldstein
1935 in London geboren, wächst im jüdisch orthodox geprägten Londoner Stadtbezirk Stamford Hill auf. Er arbeitet vorerst im Betrieb des Vaters, dann bestreitet er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. In dieser Zeit schreibt er vier Romane. 1979 wird die BBC auf ihn aufmerksam, Goldstein wird engagiert, um ein Stück über einen jüdischen Kriegsverbrecher zu schreiben. Das Fernsehspiel „The Executioner“ wird 1982 mit Erfolg gesendet. Der Film „Mr. Halpern und Mr. Johnson“ wird 1983 ausgestrahlt und 1984 in England und Amerika als bester Fernsehfilm ausgezeichnet. Die Bühnenfassung entsteht erst 1995, auch sie wird ein Welterfolg. Die deutschsprachige Erstaufführung mit Otto Schenk und Helmuth Lohner fand 1998 im Theater in der Josefstadt in Wien statt.
Der Autor zu seinem Roman
„Es ist ein fiktionales Werk, bei dem sehr wenig erfunden ist.“ Die Tatsache, dass dieses Stück um die ganze Welt gespielt wird, weist offensichtlich auf ein weltweites Problem hin: soll, kann oder muss wahre Liebe zum Wohl einer Tradition geopfert werden?
Begegnung auf dem Friedhof
Das Stück beginnt mit der Beerdigung von Florence, bei der Johnson plötzlich mit einem Blumenstrauß auftaucht. Halpern und Johnson kennen einander nicht, es stellt sich aber bald heraus, dass Johnson 50 Jahre lang eine Beziehung zu Halperns Frau Florence hatte – sie trafen sich dreimal im Jahr zum Essen. Aber davor hatten sie eine sehr intensive Liebesbeziehung gehabt; Johnson hatte sogar um ihre Hand angehalten, doch Florences Vater sagte nein, er wollte jüdische Enkel haben.
Welcher „Betrug“ ist größer?
Unter „Betrug“ wird im klassischen Sinn eine außereheliche sexuelle Beziehung verstanden. Wie wird eine Beziehung, in der sich außer der sexuellen Leidenschaft andere Welten in der Seele des Partners / der Partnerin auftun, bewertet, in der Geben, Nehmen und Gemeinsamkeiten Glücksgefühle anderer Art erzeugen. Wie ist eine platonische über 50 Jahre währende Liebe einzuschätzen?
Reservierung/Vorverkauf (ab 17.10.) – 70 Plätze! Tourismusverein Sexten - Tel. + 39 0474 710310 Außerhalb der Öffnungszeiten:
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Foto: Hermann Maria Gasser
Joseph Halpern ist jüdischer Herkunft, handelte anfangs mit Schrott, stellte nachher sehr erfolgreich Kartons her; er war 50 Jahre mit Florence verheiratet.
Foto: Hermann Maria Gasser
Dennis Johnson ist katholisch erzogen worden, arbeitete als vereidigter Buchprüfer, traf sich mit Florence 50 Jahre lang dreimal jährlich.