nach „Ich, ein Jud! Verteidigungsrede des Judas Ischarioth“
von Walter Jens
Mit Peppe Mairginter
Dramaturgie und Regie: Alfred Meschnigg
„Damit die Schrift erfüllt werde!“
Jesus bezog Prophezeihungen des Alten Testaments auf sich und sah dadurch seinen Weg bestimmt. „Das vierte Lied vom Gottesknecht“ (Jesaja 53, 7-12) aus etwa 750 v. Chr.: „Er wurde misshandelt und niedergedrückt … Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt … Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Jesus hat diesen Text über den leidenden Gottesknecht und seinen stellvertretenden Sühnetod auf sich selber gedeutet. Die Auslieferung in Psalm 41, Vers 9 „Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen.“, wurde von Jesus (Markus 14,18-21) auf Judas bezogen: „Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.“ Der Schurke Judas Judas gilt als der Schurke, der Jesus verraten hat. Aber ohne Judas, den nützlichen Verräter, hätte es das Christentum nie gegeben, kein Heilsversprechen, keine Erlösung, kein Opfer, keine neue Religion. Er gilt als Inbegriff des Bösen, als Werkzeug des Teufels, er wird zur Hassfigur der Kirche – und zum Liebling der Antisemiten. Walter Jens schrieb ein Plädoyer für die Rehabilitation des Bösewichts. Kaum eine Figur in der Passionsgeschichte ist so vielseitig deutbar wie Judas! Satan oder Mitwirkender am Heilsplan? Heiliger oder Verdammter? Verräter oder ein liebender Freund? Walter Jens lässt Judas als einen Zeitreisenden, einen Untoten, an der Überlieferung seiner fragwürdigen Rolle eines „Verbrechers“ verzweifelnden Menschen HEUTE das Wort ergreifen.
Nach österreichischem und deutschem Recht darf niemand den Namen Judas bekommen.
Wer war Judas?
Einer der zwölf Jünger! Der Beiname Ischariot wird als „Mann aus Kariot“ gedeutet. Eine Theorie vermutet, dass sein Beiname auf seine Mitgliedschaft bei den damaligen Zeloten hinweist, die zum Teil nach Art eines Guerillakampfes gewaltsame Attentate auf Römer verübten und deshalb von diesen Sikarier („Dolchträger“ im Sinne von „Meuchelmörder“) genannt wurden. Diese Theorie passt zur folgenden Schlussfolgerung: Rudolf Augstein nahm in seinem Buch „Jesus Menschensohn“ an, dass Judas wie auch andere Jünger erwartete, Jesus würde Israel als politischer Messias in den Befreiungskampf gegen die Römer führen. Er habe Jesus durch seine Auslieferung zwingen wollen, sich als Messias zu offenbaren, weil er glaubte, Jesus hätte von Jahwe die Macht, die Juden von den Römern zu befreien. Eine weitere Theorie: die Hohenpriester und Schriftgelehrten wollten Jesus, der sich wachsender Popularität erfreute und den viele für den Messias hielten, aus dem Weg räumen – geräuschlos, ohne Aufsehen, denn sie fürchteten einen Volksaufstand; dazu brauchten sie Judas. Das hätte Judas in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Dass es mit dem Tod Jesu am Kreuz endet, wird er so nicht vorausgesehen haben; daran verzweifelte er zutiefst enttäuscht.
Je größer der Abstand zum historischen Geschehen desto niederträchtiger wird die Ausformung des Judasbildes. Das älteste Dokument über die Auslieferung stammt von Paulus, der nur wenige Jahre nach dem „Judas-Kuss“ zu den Jüngern stößt, er erwähnt in seinem Brief an die Korinther (1.11,23-34) Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe: „Der Herr Jesus nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot …“ – Von Judas ist da keine Rede. Jeder Evangelist, zeichnet ein anderes Judasbild. Erschreckend ist es dabei zu sehen, wie sich dieses Bild von Evangelium zu Evangelium verdüstert.
25 Plätze - Dauer: 50 Minuten Kartenvorverkauf und Platzreservierung (ab 7.1.2015): Tourismusverein Innichen –
Tel. +39 0474 913149
Der einmalige Spielort wird von
Frau Hackhofer Theil Johanna
zur Verfügung gestellt.
Herzlichen Dank!
____________________________